Teures Kontoüberziehen: Runter mit dem Dispo, raus aus dem Dispo - so geht's (2024)

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Teures Kontoüberziehen: Runter mit dem Dispo, raus aus dem Dispo - so geht's (1)

Es wird derzeit finanziell bei vielen Leuten enger. Das erste spürbare Zeichen: Man rutscht gegen Ende des Monats immer wieder in den Dispo. Die hohen Energierechnungen dürften das in den kommenden Monaten noch forcieren.

Der Dispo ist praktisch, solange er nur tageweise gebraucht wird. Sonst wird er schnell teuer. Und ausgerechnet jetzt ist er auch noch teurer geworden. Vielen Kunden geht es schlechter, und den Banken geht es besser.

Doch teure Dispozinsen lassen sich vermeiden.

Acht Jahre lang war Ruhe an der Dispofront. Das Gros der Banken verdiente gut am Dispo, die Margen, also die Unterschiede zwischen den Zinsen, die die Banken ihren Kunden für Tagesgeld und Festgeld zahlen und den Zinsen, die sie von ihren Kunden im Dispo verlangen, waren nach der Finanzkrise auf zehn Prozent gestiegen. Und sie blieben lange dort.

Ein Versuch von Verbraucherschützern, hier maximale Margen vorzuschreiben, versandete 2014. Einziges Ergebnis: Die Banken müssen seit 2016 Kunden ein Hilfsgespräch anbieten, die länger als ein halbes Jahr lang tief im Dispo stecken (§504a BGB).
Eine Befragung von sieben Großbanken, Sparkassen und Volksbanken in dieser Woche ergab aber, dass es dort nicht den Funken einer Idee gibt, ob und mit welchem Erfolg solche Beratungen stattfinden – keine Zahlen. Bei der ebenfalls befragten Finanzaufsicht Bafin übrigens auch nicht. Da fragt man sich, was diese gesetzliche Vorgabe überhaupt bringt.

Ärgerlich ist die Sache in jedem Fall, denn die Dispozinsen sind hierzulande über weite Teile des vergangenen Jahrzehnts viel höher gewesen als zum Beispiel in Österreich.

Steigende Zahlen

Nun steigen die Zinsen drastisch, und auch die Dispozinsen. Deshalb kommt die Debatte zurück, ob deren Höhe noch angemessen ist. Zu Recht. Allein 2021 ist die Zahl der Bankkunden im Dispo um 17 Prozent gestiegen – auf 6,6 Millionen. Und sie steigt schnell weiter. Und wieder einmal lassen etliche Kreditinstitute die Zinsen für den Dispo schneller steigen als die fürs Sparbuch. Während die Kundinnen und Kunden sich Sorgen um ihre finanzielle Zukunft machen, jubiliert zum Beispiel die Deutsche Bank über das beste Quartalsergebnis seit einem Jahrzehnt. Den Dispo für ihre Millionen Kunden hat sie von ohnehin schon unverfrorenen 10,9 auf inzwischen 11,7 Prozent erhöht.

Sie ist damit nicht allein. Die Postbank, als Tochter der Deutschen Bank, erhöht gleichfalls um eindreiviertel Prozent auf 11 Prozent. Konkurrent Commerzbank geht von 9,75 Prozent auf elf Prozent, die Onlinetochter Comdirect von 6,5 auf 7,75 Prozent. Und die eigentlich günstige Onlinebank DKB, eine Tochter der Bayerischen Landesbank, verlangt von ihren Kunden künftig 9,9 Prozent, zweieinhalb Prozent mehr als im Frühjahr. Auch Volksbanken und Sparkassen erhöhen vereinzelt, bei ihnen zeigen sich je nach Institut die günstigsten, aber auch die höchsten Zinsen. Die Volks- und Raiffeisenbank im bayerischen Landsberg-Ammersee verlangt nach Erhebungen des Finanzportals Biallo in der Spitze 14,3 Prozent.

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Politisch wird das sogar am anderen Ende der Republik registriert: Tatsächlich hat in einem durchaus ungewöhnlichen Schritt die schwarz-grüne Landesregierung in Schleswig-Holstein sich gemeinsam mit der SPD und dem SSW vorgenommen, bundesweit eine »gesetzliche Regelung zur Begrenzung der Zinsen für Dispositionskredite … auf Basis eines Referenzzinssatzes« auf den Weg zu bringen. Die Vernetzung der Verbraucherpolitiker ist bei dem Thema offenbar inzwischen besser. Ähnliches hatten nämlich alle Länder-Verbraucherministerien schon 2021 gefordert.

Würde man den neuen EZB-Leitzinssatz von zwei Prozent als auf für jeden Kunden transparenten Referenzzinssatz heranziehen und fünf Prozent Zuschlag erlauben, dürfte der Dispo nach einer solchen Logik sieben Prozent nicht übersteigen. In der Bankenbranche selbst wird für solche Referenzzinssätze häufig der 3-Monats-Euribor herangezogen. Das ist der sehr ähnliche Zinssatz, zu dem sich Banken gegenseitig Geld leihen.

Was Sie tun können

Nun hat es sich gerade beim Thema Dispo nicht bewährt, auf politische Entscheidungen zu warten (siehe 2014). Als Kundin oder Kunde sollten Sie deshalb erst mal einen anderen Weg gehen.

Der beste Weg ist natürlich in Zeiten wie diesen, den Dispo gänzlich zu vermeiden, in dem Sie auf die Ausgabenbremse treten: Etwa einen Hunderter von der Kfz-Versicherung noch für 2022 zurückzuholen und einen weiteren Hunderter für das kommende Jahr sparen zum Beispiel.

Oder Anschaffungen hinauszögern, bis das Konto wieder ausgeglichen ist. Beim Einkauf von Weihnachtsgeschenken Preise ordentlich vergleichen und Preissuchmaschinen nutzen. Oder auch vor dem Gang in den Dispo bei Freunden und Familie Geld leihen. Das ist natürlich immer etwas heikel. Deshalb ist es sinnvoll, stets ein kleines Schreiben aufzusetzen, damit alle wissen, was vereinbart ist.

Stecken Sie schon knietief im Dispo, brauchen Sie eine zweiteilige Strategie:

  • Teil 1: Die Ausgaben verringern und die Einnahmen erhöhen, so weit, dass sie nicht tiefer in den Verschuldungsstrudel geraten.

  • Teil 2: Die Kosten für den Dispo deutlich verringern.

Erst wenn Sie sechs Monate lang kontinuierlich mehr als 75 Prozent ihres Dispos ausschöpfen, muss die Bank Sie beraten und Ihnen in einem persönlichen Gespräch ein besseres Angebot machen. Bei 3000 Euro netto und drei Monatsgehältern wären Sie dann kontinuierlich fast 7000 Euro im Dispo und würden übers Jahr 700 Euro oder mehr an Zinsen zahlen.

Am einfachsten wäre dann der Wechsel zu einer anderen Bank mit niedrigerem Zins, wenn Sie statt zehn Prozent nur noch sieben Prozent zahlen müssten, sinkt die Zinslast auf 490 Euro. Doch das ist nicht so einfach. Erstens ist die alte Bank auch in einer solchen Beratung nicht verpflichtet, Sie auf bessere Angebote der Konkurrenz hinzuweisen. Außerdem räumt Ihnen die andere Bank womöglich keine 7000 Euro Dispo ein.

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Hat Ihre Übung in Teil 1 gezeigt, dass sie jeden Monat etwas vom Dispo zurückzahlen können, dann sollten Sie wechseln zu einem sogenannten Rahmenkredit oder einem Ratenkredit. Den Rahmenkredit bieten zum Beispiel die Volkswagen Bank an oder die ING. Die Zinsen für solche Rahmenkredite liegen deutlich günstiger, bei Volkswagen im ersten Jahr unter drei Prozent und dann 6,65 Prozent, bei der ING knapp sechs Prozent. Die Belastung für die 7000 Euro im Dispo fallen auf 210 Euro.

Sie können auch statt eines Rahmenkredites einen Ratenkredit abschließen. Die gibt es oft noch unter fünf Prozent Zinsen im Jahr. Aber Achtung: Die vereinbarten Raten müssen Sie dann Monat für Monat auch stemmen können, denn es ist nicht sinnvoll, einerseits einen Ratenkredit mit fünf Prozent Zinsen zu bedienen und dann gleich wieder in den Dispo zu geraten, um die Raten zu tilgen.

Vor der ernsthaften Suche nach dem passenden und günstigen Ratenkredit sollten Sie aber unbedingt erst ihre Schufa auf Vordermann bringen und erst dann den Vergleich der Kreditangebote starten.

Denn nur mit einem fehlerfreien, guten und sauberen Schufa-Scoring bekommen Sie den günstigsten Kredit, der möglich ist.

Und damit ist es viel leichter, wieder aus dem Schlamm zu krabbeln.

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