Dispo und Überziehungskredit einfach erklärt - ftd.de (2024)

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Ein Überziehungskredit, auch als Dispokredit oder Kontokorrentkredit bezeichnet, ist eine Kreditlinie, die Banken ihren Kunden anbieten, um ihr Girokonto kurzfristig über den verfügbaren Saldo hinaus zu überziehen. Dieser Kredit wird in der Regel von Banken als eine Art Sicherheitsnetz angesehen, das es Kunden ermöglicht, vorübergehend mehr Geld auszugeben, als sie tatsächlich auf ihrem Konto haben. Somit lassen sich problemlos finanzielle Engpässe überbrücken.

Dispokredite sind in der modernen Bankpraxis seit vielen Jahrzehnten verfügbar. Es ist schwierig, ein genaues Datum für die Einführung von Dispokrediten zu nennen, da sie in verschiedenen Ländern und bei verschiedenen Banken zu unterschiedlichen Zeiten eingeführt wurden. Im Allgemeinen kann man jedoch sagen, dass Dispokredite im Laufe des 20. Jahrhunderts immer häufiger angeboten wurden – in einer Zeit, als das Bankwesen weltweit expandierte und sich weiterentwickelte.

Natürlich bietet diese Art von Krediten einen großen Vorteil für die Banken, sonst wären sie nicht so häufig anzutreffen. Etliche Kunden nutzen diese Möglichkeit, um vermeintlich kurzfristige Engpässe auf dem Konto zu überbrücken. Oft sind diese Engpässe jedoch nicht nur von kurzer Dauer.

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Und damit beginnt das eigentliche Problem für den Bankkunden. Denn bei intensiver, dauerhafter Nutzung des eingeräumten Kreditrahmens droht eine schleichende dauerhafte Verschuldung. Aus dieser Dispofalle ist es dann nicht einfach zu entkommen. Woran liegt das?

Voraussetzung für einen Dispokredit

Die Voraussetzungen der Banken für einen Dispokredit sind bewusst sehr einfach gehalten:

– Der Bankkunde ist volljährig
– Der Bankkunde hat ein regelmäßiges Einkommen
– Der Bankkunde hat eine positive Schufa

Überziehungskredite sind im Allgemeinen mit höheren Zinssätzen und Gebühren verbunden als herkömmliche Darlehen. Die Zinsen werden normalerweise auf den überzogenen Betrag und für den Zeitraum berechnet, in dem das Konto im Minus ist. Die Höhe des Überziehungskredits hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel dem Einkommen, der Kreditwürdigkeit des Kunden und seiner bisherigen Geschäftsbeziehung mit der Bank. Und auch hier liegt eine weitere, auf den ersten Blick versteckte Gefahr für die Bankkunden. Denn sie sollten darauf achten, den Überziehungskredit nicht zu oft oder für längere Zeiträume zu nutzen, da dies ihre Kreditwürdigkeit beeinträchtigen und zu hohen Zinskosten führen kann.

Um eine Hausnummer zu nennen, schauen wir einfach in die Preis- und Leistungsangaben der Banken. Bei einer regionalen Sparkasse wurden am 15. März 2023 folgende Konditionen ausgewiesen, die durchaus als üblich bezeichnet werden können:

11,45 Prozent Sollzinssatz für Dispositionskredite (eingeräumte Kontoüberziehung)
15,45 Prozent Sollzinssatz für sonstige Kontoüberziehungen (geduldete Kontoüberziehung)

Eingeräumte vs. geduldete Überziehung

Eingeräumte Kontoüberziehung (Dispokredit):

Die eingeräumte Kontoüberziehung ist eine von der Bank genehmigte Kreditlinie, die es dem Bankkunden ermöglicht, sein Girokonto bis zu einem vereinbarten Betrag zu überziehen. Der Dispokredit ist im Kreditvertrag festgelegt und hat normalerweise einen niedrigeren Zinssatz als die geduldete Kontoüberziehung. Diese Art der Überziehung ist ein offizielles Angebot der Bank, das dem Bankkunden Flexibilität bei kurzfristigen finanziellen Engpässen bietet.

Geduldete Kontoüberziehung:

Eine geduldete Kontoüberziehung tritt auf, wenn ein Bankkunde sein Konto über den im Dispokredit vereinbarten Betrag hinaus überzieht oder wenn der Bankkunde keinen eingeräumten Dispokredit hat. In solchen Fällen kann die Bank vorübergehend die Überziehung tolerieren. Allerdings sind geduldete Kontoüberziehungen in der Regel mit deutlich höheren Zinsen verbunden, siehe oben. Es besteht zudem das Risiko, dass die Kreditwürdigkeit des Bankkunden beeinträchtigt wird.

Zeit für ein Rechenbeispiel

Gehen wir davon aus, dass ein Beispielkunde über ein Einkommen von 2.000 Euro verfügt. Dann würde die Bank auf Anfrage rund das 3-fache des Einkommens als Dispokreditrahmen zur Verfügung stellen. Also 6.000 Euro. Jetzt gehen wir weiterhin davon aus das dieser Kunde ein Auto benötigt, um täglich zur Arbeit zu fahren. Im Falle einer Neuanschaffung eines Gebrauchtwagens benötigt der Beispielkunde 6.000 Euro, die er sich einfach im Rahmen seines Dispokredits nimmt. Es werden für die Verwundung keine Fragen gestellt, der Kreditrahmen ist ja da. Der Dispo wird bewusst einfach gehalten.

Auf diese 6.000 Euro werden ab dem ersten Tag der Nutzung 11,45 Prozent Zinsen fällig. Das macht 687 Euro Zinsen im Jahr! Gleichzeitig muss der Beispielkunde aber auch noch die Tilgung – sprich Rückzahlung – leisten. Es kommt dann schnell eine Summe zusammen, die monatlich nicht mehr tragbar ist. Zumal die Dispozinsen oft vierteljährlich abgerechnet werden. Das erleichtert es nicht gerade, den Überblick über die Kosten zu behalten. Noch nicht berücksichtigt ist dabei der Fall, noch den Dispokreditrahmen zu überziehen, also die geduldete Überziehung zu nutzen. Dann wird es richtig teuer.

In jedem Fall wäre der Beispielkunde besser gefahren, wenn er ein Darlehensvergleich genutzt hätte, um einen dauerhaften Kredit abzuschließen. Denn die Darlehenszinsen sind mit rund einem Drittel deutlich günstiger. Dieser dauerhafte Kreditzins ist in der Höhe natürlich von vielen Faktoren abhängig. Aber günstiger ist er allemal.

Fazit: Auch wenn der einfache Zugriff auf den Kreditrahmen verlockend ist – eine dauerhafte Nutzung führt in die Schuldenfalle.

Dispo und Überziehungskredit einfach erklärt - ftd.de (2024)

FAQs

Dispo und Überziehungskredit einfach erklärt - ftd.de? ›

Das Wichtigste in Kürze. Ein Überziehungskredit, auch als Dispokredit oder Kontokorrentkredit bezeichnet, ist eine Kreditlinie, die Banken ihren Kunden anbieten, um ihr Girokonto kurzfristig über den verfügbaren Saldo hinaus zu überziehen.

Was ist der Unterschied zwischen Dispokredit und Überziehungskredit? ›

Wo liegt der Unterschied zwischen Dispozins und Überziehungszins? Unter Dispozins versteht man den von der Bank eingeräumten Kreditrahmen, der für den sogenannten Dispositionskredit, kurz Dispo, anfällt. Überziehungszinsen berechnet die Bank, wenn das Konto über diesen Disporahmen hinaus überzogen wird.

Was ist ein Überziehungskredit einfach erklärt? ›

Der Dispositionskredit ist ein Überziehungskredit für das Girokonto. Die Bank räumt dem Verbraucher damit die Möglichkeit ein, bei Bedarf mehr Geld auszugeben, als tatsächlich auf dem Konto ist (daher auch die Bezeichnung „eingeräumte Kontoüberziehung“). Allerdings geht das nur bis zu einem bestimmten Betrag.

Was ist ein Dispokredit für Kinder erklärt? ›

Dispo-Kredit

Das Kreditinstitut erlaubt dem Inhaber eines Giro-Kontos sein Konto bei Bedarf zu überziehen. Es wird mehr Geld benötigt als sich gerade auf dem Giro-Konto befindet. Um die anstehenden Zahlungen tätigen zu können, muss ein Dipositionskredit in Anspruch genommen werden.

Was passiert wenn man den Dispokredit überzieht? ›

Hat der Kontoinhaber das Dispo-Limit überschritten oder befindet sich das Konto ohne vereinbarten Dispokreditrahmen im Minus, kann die Bank das Konto sperren. Dann kann der Inhaber des Kontos kein Geld mehr abheben und das Geldinstitut führt keine Zahlungsausgänge wie Überweisungen oder Lastschriften mehr.

Was ist der Unterschied zwischen Dispozins und überziehungszins? ›

Was ist der Unterschied zwischen Dispozins und Überziehungszins? Der Dispozins fällt für den sogenannten Dispositionskredit, kurz Dispo, an. Dabei handelt es sich um einen von der Bank eingeräumten Kreditrahmen. Überziehungszinsen berechnet die Bank, wenn das Konto über diesen Rahmen hinaus überzogen wird.

Was genau ist ein Dispokredit? ›

Ein Dispokredit ist ein zeitlich und betragsmäßig befristeter zusätzlicher monetärer Verfügungsrahmen. Kurz gesagt, Kunden können Ihr Konto bis zu einem vorab festgelegten Rahmen überziehen. Ein Dispokredit wird Privatpersonen in der Regel bei Eröffnung eines Girokontos eingeräumt.

Welche Nachteile hat ein Dispokredit? ›

Die Nachteile eines Dispokredits

Hohe Zinsen sind zudem immer eine Gefahr, sich stetig weiter zu verschulden. Feste Raten zur Rückzahlung gibt es beim Dispo nicht. Klingt zunächst bequem, ein fehlender Tilgungsplan kann jedoch dazu verleiten, die Rückzahlung hinauszuzögern. Dadurch zahlen Sie noch länger hohe Zinsen.

Was ist der Unterschied zwischen einem Dispo und einem Kredit? ›

Ein Dispositionskredit ist ein Verfügungsrahmen auf deinem Girokonto, den du flexibel in Anspruch nehmen und zurückzahlen kannst. Einen Ratenkredit schließt du dagegen bei Bedarf ab – und dann erst wird die vereinbarte Kreditsumme ausgezahlt. Die Rückzahlung erfolgt mit festen Raten über eine bestimmte Laufzeit.

Bis wann muss man ein Dispo zurückzahlen? ›

Die Bank kann den Dispo jederzeit grundlos kündigen und die Rückzahlung des offenen Betrages fordern. In der Regel gilt hier eine Frist von zwei Monaten ab dem Tag der Kündigung. Geht das Geld nicht ein, kann die Bank das Konto kündigen und den Betrag eintreiben.

Welche Vorteile hat ein Dispositionskredit? ›

Der Dispokredit ist flexibel handhabbar. Sie können ihn für jeden beliebigen Zweck einsetzen: Sie können ich Bargeld vom Geldautomaten auszahlen lassen und Eis essen gehen. Sie können Überweisungen tätigen oder Ihr Online-Banking nutzen.

Wann ist ein Dispokredit sinnvoll? ›

Wann ist ein Dispokredit sinnvoll? Der Dispo hilft, bei einer teuren Anschaffung oder Reparatur ein paar Tage finanziell zu überbrücken, bis zum Beispiel Ihr nächstes Gehalt auf dem Konto eingeht. Eine Dauerlösung sollte er dagegen nicht sein.

Wann ist ein Dispositionskredit sinnvoll? ›

Ein Dispokredit ist sinnvoll, wenn Sie nur für eine kurze Zeit einen Engpass überbrücken wollen. Die Gründe können vielfältig sein, wie beispielsweise ein verspäteter Zahlungseingang oder unvorhergesehene Kosten, die Sie mit anderen Guthaben ausgleichen können.

Wie oft darf man Dispo überziehen? ›

Im Umfang des Dispokredits können Girokonten jederzeit und ohne weitere Absprache überzogen werden. Man spricht dabei von "eingeräumter Überziehung". Will ein Kunde sein Girokonto über den Dispokredit hinaus belasten, liegt es im Ermessen der Bank, ob sie dies zulässt.

Was passiert bei Kontoüberziehung ohne Dispo? ›

Auch wer keinen Dispositionskredit hat, kann – je nach Kreditinstitut – sein Konto überziehen. In diesem Fall trägt die Bank jedoch ein größeres Risiko, denn der Überziehungsrahmen ist nicht wie bei einem Dispokredit an das regelmäßige Einkommen geknüpft. Daher sind in der Regel höhere Überziehungszinsen fällig.

Was passiert wenn man Dispo nicht zurückzahlen kann? ›

Ein nicht zurückgeführter Dispo kostet nicht nur monatlich Geld, er blockiert auch den finanziellen Spielraum für ungeplante zukünftige Ausgaben. Verbraucherinnen und Verbraucher können nur im eingeräumten Rahmen verfügen – ist dieser dauerhaft ausgereizt, verliert der Dispo seine Funktion als „Notnagel“.

Wie teuer ist ein Überziehungskredit? ›

Häufig bewegen sich diese zwischen 4 und 14 %. Das liegt deutlich über den 4 bis 6 % für Konsumentenkredite mit einer Laufzeit von bis zu fünf Jahren. Bei einer Kontoüberziehung sollten Sie sich über diese erheblichen Kosten im Klaren sein.

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Author: Moshe Kshlerin

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