Ein neues Jahr bedeutet auch: neue Azubi-Recruiting Trends von u-form Testsysteme. Dieses Jahr fand zwischen Januar und März 2022 zum zehnten Mal die deutschlandweite Online-Befragung von Schüler:innen und Azubis sowie Ausbildungsverantwortlichen statt. Im Jahr 2021 lag der Fokus auf Bewerbung, Vorstellungsgesprächen und Ausbildung in Pandemiezeiten. Da uns die Pandemie und das erschwerte Azubi-Recruiting in Zeiten von Corona auch schon im vergangenen Jahr begleitet hat, kannst du am Ende des Beitrags die Zusammenfassung vergangener Azubi-Recruiting Trends nachlesen.
In den aktuellen Azubi-Recruiting Trends 2022 gibt es wieder einen bunten Strauß an Themen, die in den letzten Jahren etwas zu kurz gekommen sind: Berufsorientierung, die Rolle der Eltern, Nachhaltigkeit und Gendern sind nur vier der insgesamt zehn Themen, die u-form Testsysteme bei den Teilnehmer:innen abgefragt haben.
Berufsorientierung: Hilfe, was soll ich nach der Schule machen?!
So gut wie jede:r erinnert sich an diese Phase in seinem Leben und weiß, wie überfordernd sie sein kann. Laut der Azubi-Recruiting Trends fällt es aber tatsächlich ganzen 43 Prozent der Schüler:innen bzw. Bewerber:innen leicht, sich für einen geeigneten Ausbildungsberuf zu entscheiden. 42 Prozent beantworten die Frage nach der Entscheidung mit „teils/teils“ und 15 Prozent antworten mit einem deutlichen „nein“. Nichtsdestotrotz fänden 90 Prozent der Befragten einen Test auf der Unternehmens-Karriereseite zur beruflichen Passung hilfreich.
Als weitere Vorschläge zur Berufsorientierung werden verpflichtende Praktikumswochen in einem anderen Unternehmen vorgeschlagen. Auch die Möglichkeit zu mehreren freiwilligen Praktika und ein größeres Angebot an virtuellen Einblicken in Berufe durch Online-Angebote wären für Schüler:innen interessant. Verstärkte Orientierungshilfe, egal von welcher Seite, werden von der deutlichen Mehrheit der Befragten befürwortet. Für Unternehmen kann es also sehr hilfreich sein, auf ihrer eigenen Karriereseite mit Online-Angeboten Aufklärungsarbeit zu leisten und/oder Eignungstests sowie Fragerunden (FAQs) anzubieten.
77 Prozent der Schüler:innen sind der Meinung, dass sich in den kommenden Jahren vor allem eine Kombination aus Bildungsmessen vor Ort und digitalen Messen durchsetzen wird. 78 Prozent würden aktuell jedoch eine vor Ort Messe der virtuellen Bildungsmesse vorziehen. Ob das auch auf ein eventuelles Metaverse zutreffen würde, kann damit natürlich nicht beantwortet werden.
Im gesamten Orientierungs-Prozess spielen vor allem die Eltern nach wie vor eine große Rolle. Bereits Ergebnisse vergangener Umfragen zum Azubi-Recruiting bestätigen, dass Eltern zu den „Top-Influencern“ zählen. 49 Prozent der angehenden Auszubildenden geben an, dass Eltern Vorschläge für mögliche Ausbildungsberufe machen. Mütter liegen hier mit 84 Prozent deutlich vor den Vätern, die sich in 58 Prozent der Fälle mit einbringen.
Man kann davon ausgehen, dass die restlichen 51 Prozent weniger Unterstützung von zu Hause erfahren. Als Handlungsempfehlung gibt u-form Testsysteme mit, diesen Schüler:innen die gleichen Chancen zu ermöglichen wie denen, die im Bewerbungs- und Auswahlprozess viel Unterstützung durch die Eltern erfahren. Ausbilder:innen sollten bei den Bewerbungsunterlagen diesen Faktor nicht aus den Augen verlieren: Nicht jede:r Bewerber:in bekommt die gleiche Hilfestellung.
Gendern in Stellenzeigen: Ein wichtiges Thema?
Ganze 44 Prozent der Personalverantwortlichen, die in den Azubi-Recruiting Trends ebenfalls befragt wurden, empfinden die Diskussion über gendergerechte Sprache in Stellenanzeigen störend oder unnötig. 38 Prozent sehen sie allerdings als wichtig oder sogar sehr wichtig an. 47 Prozent der Befragten gehen nicht davon aus, dass es Bewerber:innen von einer Bewerbung abhält, wenn in dieser nur die männliche Form gewählt wird. Nur 20 Prozent gehen davon aus, dass es einen großen Einfluss habe.
Doch viel wichtiger ist ja: Wie sehen das die Schüler:innen und Azubis?
36 Prozent ist es wichtig, dass alle Geschlechter angesprochen werden, während 44 Prozent es als unwichtig ansehen. Dieses Thema ist vor allem eine Generationenfrage. Unternehmen tun gut daran, sich der jüngeren Generation anzupassen, denn in vielen Bereichen sind ihnen andere Dinge wichtig.
Bei der Schreibweise in einer Stellenanzeige gibt es eine relativ klare Präferenz:
45 Prozent der Azubi-Bewerber:innen ist es wichtig, dass alle Geschlechter gleichermaßen in den Anzeigen angesprochen werden. Das ist zwar nicht die Mehrheit, aber ein ausreichender Anteil, um sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Nicht nur das Thema Gendern, sondern auch die Wahl der richtigen Bilder, Videos und der allgemeinen Sprache sind für das Rekrutieren von weiblichen Azubis und Fachkräften von Bedeutsamkeit. Mehr Informationen zum Thema Diversität im Recruiting findest du in einem unserer aktuellen Wollmilchsau-Artikel.
Infokanäle: Wie finden die Azubis zum Unternehmen?
Es stellt sich nicht nur die Frage, wie ein Unternehmen seine Azubis findet, sondern auch, wie die Azubis das Unternehmen finden. Wie und wo informieren sich Bewerber:innen heute auf der Suche nach ihrem Ausbildungsplatz? Zur Auswahl standen insgesamt 13 verschiedene Kanäle. Bei den Schüler:innen befindet sich Google an der Spitze: 83 Prozent der Befragten gaben für die Suchmaschine eine „intensive“ oder „sehr intensive“ Nutzung an. Der Verfolger ist mit 77 Prozent die gute alte Karriereseite des Unternehmens. Diese Ergebnisse sind eine hilfreiche Information, wenn man bedenkt, dass teure Stellenanzeigen in Jobbörsen mit 59 Prozent erst an dritter Stelle kommen.
Die Auffindbarkeit bei Google sowie die Attraktivität der Karriereseite können kostengünstig gesteigert werden, ohne mehrere tausend Euro für offene Positionen in die Hand nehmen zu müssen. In unserem Artikel kannst du dir Tipps für SEO in Stellenanzeigen etwas genauer anschauen.
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Die Daten machen deutlich, dass es eine Diskrepanz zwischen der Nutzung der Bewerber:innen und der Unternehmen gibt. Während 83 Prozent der Azubi-Anwärter:innen Google als Informationskanal nutzen, sorgen nur 22 Prozent der Unternehmen dafür, in der Suchmaschine gut auffindbar zu sein. Nicht bloß Social Media, auch Bewertungsplattformen wie kununu werden von Interessenten häufig gesucht, obwohl Ausbildende hier bisher kaum vertreten sind (46 Prozent der Bewerber:innen nutzen Bewertungsplattformen, nur 19 Prozent der Unternehmen sind hier vertreten bzw. kümmern sich um ihren Auftritt).
Alle Ergebnisse und noch weitere Informationen findest du in der Studie „Azubi-Recruiting Trends 2022“, die kostenlos zum Download angeboten wird. Die Handlungsempfehlungen, die u-form Testsysteme den Ausbildenden in ihrer Studie zu allen Ergebnissen mit an die Hand gibt, sind zusätzlich sehr wertvoll und können in Zeiten des Bewerber:innen- und Azubimangels mehr als hilfreich sein.
Für weitere Einblicke sorgt aktuell auch eine Studie der Jugendstiftung Baden-Württemberg. Hier wurde herausgefunden, dass Jugendliche auf dem Land (25 Prozent) lieber eine Ausbildung machen möchten als Gleichaltrige in der Stadt. Auf dem Land ist das Interesse an Handwerksberufen außerdem größer als in der Stadt. Dort sind Berufe im Büro, in der Verwaltung oder im IT-Bereich beliebt. Für die erfolgreiche Suche nach dem Nachwuchs ist also nicht nur der richtige Ort online wichtig, sondern auch offline.
Rückblick vergangener Azubi-Recruiting Trends
Azubi-Recruiting Trends 2021
Die Azubi-Recruiting Trends 2021 und deren Umfrage wurden zu Zeiten der Corona Pandemie erhoben. Keine große Überraschung also, dass die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge in Deutschland im Jahr 2020 bei unter 500.000 lag und somit erschreckende 10 Prozentpunkte weniger als noch 2019. Während 62,6 Prozent der befragten Azubis trotz Corona einen Ausbildungsplatz in ihrem Wunschberuf gefunden haben, sahen über die Hälfte der Ausbildungsverantwortlichen die Pandemie als eine große Hürde bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen. Besonders das Vorstellungsgespräch wünschen sich Auszubildende bald wieder vor Ort – Homeoffice hatte laut Umfrage bei nur 28,2 Prozent der Befragten eine negative Qualität der Ausbildung zur Folge.
Azubi-Recruiting Trends 2020
Bei der Azubi-Recruiting Studie 2020 zeigten sich klare Unterschiede in Eigen- und Fremdwahrnehmung der Azubis beim Thema Benehmen. Während sich 75,5 Prozent der teilnehmenden Auszubildenden ein gutes Benehmen attestieren, können nur 17,1 Prozent der Ausbildungsverantwortlichen dieser Aussage zustimmen. Erfreulich ist dagegen, dass die Zufriedenheit der Azubis mit ihrem Ausbildungsbetrieb stolze 9 Prozentpunkte zugelegt hat. Ein weiteres Takeaway der Studie ist die von Azubis verlangten Infos in Stellenanzeigen: Am wichtigsten sind die Beschreibung des Ausbildungsberufs, die Anforderungen sowie die Perspektiven nach der Ausbildung.
Azubi-Recruiting Trends 2019
Auch 2019 hat sich der Azubi-Mangel bemerkbar gemacht: So hat sich die Anzahl an Azubis in den letzten zehn Jahren um 17 Prozent verringert. Aus der Umfrage von Auszubildenden und Personalverantwortlichen lassen sich Gründe für diese miserable Lage ablesen: Bereits bei den ersten Schritten der Candidate Journey haben viele Unternehmen ihre Hausaufgaben nicht gemacht beziehungsweiße ihre Zielgruppe falsch eingeschätzt. Unternehmen sind im Azubi-Recruiting stark in sozialen Medien unterwegs, während 84,3 Prozent der Bewerber:innen Google „oft“ oder „sehr oft“ nutzen und diesen Kanal den sozialen Medien deutlich vorziehen. Auch beim Thema Benefits verstehen Personalverantwortliche mit kostenlosen Parkplätzen die Wünsche der Zielgruppe falsch, welche wiederum eine Übernahmegarantie als wichtigstes Benefit sehen.
Azubi-Recruiting Trends 2018
Die Azubi-Recruiting Trends 2018 hatten einen besonderen Fokus auf die Digitalisierung, die bei Azubis der Generation Z einen anderen Stellenwert hat als bei den meisten Personalverantwortlichen. So schätzen sich Azubis eher als moderat im digitalen Umgang ein, während 91 Prozent der befragten Personalverantwortlichen den digitalen Technologien aufgeschlossen sind. Der Alltag dagegen spricht eine andere Sprache, etwa wenn es um das Berichtsheft geht: 40,21 Prozent der Azubis würden dieses gerne digital führen, was aber nur bei 7,62 Prozent der Betriebe im Jahr 2017 möglich war. Bei der Wunschliste der befragten Azubis ging es vor allem um die Optimierung des Bewerbungsprozesses und um den authentischen Außenauftritt der Unternehmen.
Azubi-Recruiting Trends 2017
Schon 2017 waren laut Bundesagentur für Arbeit 24.200 Azubi-Stellen in Deutschland unbesetzt. Dies erklärte auch, weshalb über 60 Prozent der Azubis und Bewerber:innen mehr als ein Angebot für eine Ausbildungsstelle vorliegen hatten. Bei der erhobenen Umfrage von Auszubildenden und Personalverantwortlichen zeigte sich eine große Differenz im Verständnis beider Seiten. Personalverantwortliche etwa sehen größtenteils nicht alle Anforderungen der Stellenanzeige als notwendig an während fast alle befragten Azubis mindestens 3 von 5 erforderte Anforderungen als notwendig für eine Bewerbung sehen.
veröffentlicht am 20. Juli 2022
Pic: Brooke Cagle